Das Paradies by Wood Barbara

Das Paradies by Wood Barbara

Autor:Wood, Barbara [Wood, Barbara]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-10-402236-9
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2013-11-03T04:00:00+00:00


Ibrahim war zu allem entschlossen, aber er wollte seine Mutter und Alice noch einmal sehen, die mit Marijam die Totenwache für Suleiman hielten, und fuhr in die Synagoge.

Marijams Wohnung war beschlagnahmt und versiegelt worden. Sie hatte nichts mitnehmen dürfen außer den Kleidern, die sie am Leib trug, und stand praktisch auf der Straße. Deshalb würde sie während der rituellen siebentägigen Trauer im Haus des Rabbiners ihrer Synagoge bleiben. Danach mußte sie sich nach einer neuen Wohnung umsehen. Khadija hatte Marijam beschworen, im Haus in der Paradies-Straße einzuziehen, aber Marijam wollte das nicht. Nach Suleimans Tod, so sagte sie, könne sie den Schmerz nicht ertragen, in die Paradies-Straße zurückzukehren, wo sie lange Jahre so glücklich gelebt hatten.

Es war ein Rätsel, weshalb sich die »Besucher im Morgengrauen« die Misrachis als Opfer ausgesucht hatten. Die Soldaten dieses Geheimkommandos schlugen in der ganzen Stadt Türen ein und nahmen Leute fest. Ihre Ziele waren aber in erster Linie die Häuser der Reichen, und bisher waren keine Juden von ihnen überfallen worden; erst recht niemand, der wie die Misrachis in relativ bescheidenen Verhältnissen im Ruhestand von den Zinsen des ehrlich verdienten Vermögens lebte. Bei ihnen gab es im Grunde nicht viel zu holen.

Khadija wollte mit Unterstützung mehrerer Familienmitglieder herausfinden, weshalb die Soldaten mit einem Haftbefehl für Suleiman gekommen waren und wohin man das Eigentum der Misrachis gebracht hatte. Bis jetzt hatten sie jedoch noch keine Hinweise.

Ein Dienstmädchen sagte Khadija, ihr Sohn sei gekommen und wolle sie sprechen.

»Hast du Neuigkeiten?« fragte sie ihn.

»Ich habe sofort mit einigen Leuten gesprochen, die ich kenne, Mutter, Leute, die mir einen Gefallen schulden. Aber keiner kann etwas tun, jeder fürchtet um seine Stellung. Niemand zieht dieses Geheimkommando zur Rechenschaft für die Greueltaten. Ich bezweifle, daß wir je erfahren werden, was aus Tante Marijams Eigentum geworden ist. Es gibt niemanden, an den wir uns noch wenden könnten.«

Khadija dachte an Safeja Rageeb, die vor beinahe fünfzehn Jahren Ibrahims Freilassung erreicht hatte. Aber ihr Mann, der Hauptmann und einer der ersten Freien Offiziere, war bei der Regierung in Ungnade gefallen. Man hatte ihn schon vor einiger Zeit in aller Stille in den Ruhestand versetzt, und somit war die Zeit vorüber, in der seine Frau jemandem helfen konnte.

»Aber ich komme aus einem anderen Grund, Mutter«, sagte Ibrahim.

»Unsere Familie ist in Gefahr. Die Militärpolizei hat es auch auf uns abgesehen. Ich möchte, daß du mit Alice so schnell wie möglich nach Hause zurückkehrst. Versteckt noch heute abend unsere Wertsachen und schärfe den Frauen ein, daß sie ruhig bleiben, falls die Soldaten kommen.«

Er wandte sich an Alice, die Khadija gefolgt war, und sagte: »Es tut mir leid, Liebes, aber wir werden unsere Reise nach England eine Weile aufschieben müssen. Unserer Familie droht Gefahr. Ich weiß nicht, wie wir diese Krise meistern werden, aber ich kann jetzt nicht alle hier im Stich lassen. Willst du allein vorausfahren?«

»Nein«, erwiderte Alice, »wir fahren, wenn die Lage wieder sicher ist.«

Marijam kam ebenfalls zur Tür. »Was ist, Khadija? Ibrahim, was ist los?«

»Allah ma’aki, Tante Marijam«, erwiderte er. »Verzeih die Störung, aber meine Mutter wird zu Hause gebraucht.



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